Als neue Zielmarke hat das unparlamentarische „Notstandskabinett“ aus Angela Merkel und den Ministerpräsidenten nun das Inzidenzziel von 50 auf 35 herunterreguliert. Bereits die Inzidenzmarke 50 wurde im Januar von Experten wie dem Virologen Klaus Stöhr als realitätsfern bezeichnet. Auch die 35-Inzidenz-Zielmarke erfährt nun Kritik.

Man sollte sich klar machen: Das Anstreben von niedrigen Inzidenzwerten gleicht dem Laufen in einem Hamsterrad. Dabei ist klar: selbst wenn es Lockerungen auf Basis der Inzidenz geben würde, würde dann direkt auch wieder das Infektionsgeschehen ansteigen, denn die Impfungen laufen in unserem Land viel zu langsam, um damit eine schnelle Bevölkerungsimmunität zu erreichen. Eine stabile Inzidenz, von der Frau Merkel spricht, kann es angesichts des Impf-Versagens also erst einmal kaum geben. Nach einer Lockerung würden wir binnen Tagen wieder Gefahr laufen, die niedrig angesetzten Inzidenzen von 50 oder gar 35 Positivtests auf 100.000 Einwohner zu überschreiten. So läuft man sich in einem Hamsterrad der Inzidenz-Logik fest…

Andere Länder Europas gehen inzwischen einen mutigeren Weg und brechen aus dem Hamsterrad aus. Mit Hygienekonzepten, FFP2-Masken, Abstand und Rücksicht versucht man bereits jetzt, behutsam zur Realität zurückzukehren, gibt den Menschen ihre Würde und ihre Rechte langsam zurück. Und das bei teils deutlich höheren Inzidenzen. Bei uns wird hingegen wie in einem Akt der Güte verkündet, dass wir uns Anfang März vielleicht einmal wieder die Haare schneiden lassen dürfen. Untertänigster Dank.

Man darf nicht müde werden, andere Wege aufzuzeigen. Wo es mit Konzept und Schutz möglich ist, könnten wir bereits jetzt kontrolliert und behutsam lockern. Das hätte auch den Vorteil, dass wir Druck vom Kessel nehmen, denn je länger Menschen im Lockdown verharren müssen, desto mehr ihr Drang, nach einer Lockerung sofort ihre wiedergewonnene Freiheit zu nutzen. Je länger und härter wir also im Lockdown verharren, desto wahrscheinlich ist ein großer Andrang, wenn Menschen endlich wieder die Dinge tun dürfen, die ihnen über Monate verboten wurden. Das erhöht wiederum die Gefahr der Bildung neuer Corona-Hotspots, die uns sofort wieder über die Inzidenz-Ziele springen lassen. Und dann?

Die Menschen verdienen kein 50/35-Zahlenspiel, keine Maßnahmen-Widersprüche und keine Freiheitsberaubung auf Raten. Sie verdienen eine realistische und glaubwürdige Perspektive für ihr eigenes Leben. Sie verdienen, dass man alle denkbaren Möglichkeiten nutzt, ihnen trotz der Pandemie ihre Freiheit und Würde zu lassen. Eine Regierung, die das nicht will, versündigt sich an den Menschen und an den Grundwerten unserer Republik.