
Nicht nur die Kapitänsbinde von M. Neuer oder die Diskussion über das Einfärben von Stadien in die Farben der Regenbogenfahne der LSBTQ-Lobby zeigen, dass der Fußball dieses Jahr zu einer immer politischeren Veranstaltung verkommt. Auch die aus den USA herübergetragene Geste des Niederkniens ist im europäischen Fußball angekommen. Beim Spiel in London werden nun nicht nur die Engländer niederknien, sondern auch die Deutschen. Neuer, der sich offenbar nicht nur als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft sondern auch als deren Polit-Kommissar begreift, kündigte dies jedenfalls bereits an. Als Dankeschön trägt Englands Kapitän dafür auch Neuers bunte Armbinde.
Wie auch schon beim Regenbogen zeigt sich ein Problem: Die Geste bzw. das Symbol wird nicht von allen gleich interpretiert. Nicht jeder sieht darin ein überpolitisches Zeichen für Toleranz und Vielfalt. Das bedingt bereits der Ursprung der Geste: US-Footballspielers Colin Kaepernick begann damit und unterstellte dem US-Sport pauschal ein Rassismusproblem. Die amerikanische Bewegung „Black Lives Matter“, die nach dem Tod von George Floyd eine allgemeine Rassismusdebatte entfachte, verbreitete sich daraufhin lauffeuerartig auch nach Europa. Mit der Geste verbreitete sich natürlich auch die Unterstellung. Ungeachtet dessen hat man sich natürlich auch in Deutschland die Debatte schnell zu eigen gemacht. Auch der deutschen Polizei wurde plötzlich undifferenziert und pauschal ein Rassismusproblem angedichtet. Und überhaupt und generell: Es sei ja alles im Land ganz schlimm. So kam es auch zu „Black Lives Matter“-Demonstrationen in Deutschland. Dass die Menschenwürde eines jeden Menschen ungeachtet der Herkunft oder Hautfarbe hierzulande bereits ein wesentliches Grundprinzip unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung ist, spielt da keine Rolle. Die Unterstellung war da: Deutschland habe, ganz allgemein und überhaupt, ein Rassismusproblem.
Und nun also Niederknien beim Fußball. Ist das nun ein unschuldiges und akzeptiertes Zeichen für Toleranz und gegen Rassismus? Oder ist das nicht vielmehr eine Unterstellung, dass das eigene Land oder besser gleich die ganze Welt ein intoleranter und rassistischer Ort sei, gegen den man nun endlich einmal ein kniendes Zeichen setzen müsse?
Ich selbst sehe es in erster Linie als eine Unterstellung an. Weder unsere Polizei noch die Gesellschaft insgesamt verdienen einen pauschalen Rassismusvorwurf. Mit solchen Gesten hinterfragt man auch das Handeln derer, die sich immer und völlig selbstverständlich tolerant verhielten. Wo bunte Fahnen und Niederkniegesten nötig werden, um zu den Guten zu gehören, reicht es nämlich offenbar nicht mehr aus, einfach tolerant zu sein. Ob das der richtig Weg ist? Vielleicht denkt man auch darüber einmal nach, während man in London um die Wette kniet.
Abschließend noch eine Bemerkung: Für die drei von einem Islamisten ermordeten Frauen aus Würzburg kniet unsere Nationalmannschaft leider nicht nieder und Neuer trägt auch keine schwarze Kapitänsbinde zum Ausdruck der Anteilnahme mit den Opfern solcher Gewalt. Soviel Politik und Anteilnahme gehören dann wohl doch nicht in den Fußballsport.
Auch eine politisch begründete Absage der Teilnahme an der WM in Katar ist für den deutschen Fußball kein Thema. Man reist 2022 in ein Land, in dem es die Todesstrafe für Homosexuelle gibt und Frauenrechte keine große Rolle spielen. Ein Land, das allein im Rahmen der Vorbereitungen der WM nach Recherchen der britischen Zeitung The Guardian mehr als 6500 tote Arbeiter zu verantworten hat, die man zuvor wie moderne Sklaven ausgebeutet hat. Hoch lebe die #Moral des deutschen Fußballs.